Sola-Gratia-Verlag
Gedanken zum Kirchenjahr
Der Glaube lebt davon, dass er sich immer wieder neu die großen Taten Gottes in Jesus Christus vor Augen führen lässt. Dies geschieht in der Christenheit seit alters im Zyklus des Kirchenjahres, der geprägt ist von den großen Festen Weihnachten, Ostern und Pfingsten, ihren Vorbereitungszeiten sowie auch den Folgetagen. Andrea Grünhagen veröffentlicht in diesem Band 82 Betrachtungen zu ausgewählten Bibeltexten für alle Sonn‑ und Festtage des Kirchenjahres. Die promovierte Kirchenhistorikerin geht darin nicht nur auf die grundlegenden Aussagen des Evangeliums ein, sondern nimmt auch auf geschichtliche Hintergrundinformationen sowie Werke christlicher Kunst und Choraldichtung Bezug. Dabei entdeckt sie interessante Botschaften in scheinbaren Nebensächlichkeiten der biblischen Texte. Zugleich spricht die Autorin ihre Leser sehr persönlich auf heutige Lebenserfahrungen an. Viele der Texte münden in einen direkten Denkanstoß oder regen zu einer kleinen, bereichernden Aufgabe an. Die Betrachtungen eignen sich gut für die persönliche Stille Zeit, für die Hausandacht und als geistlicher Impuls bei Besuchen von Mitchristen.
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Softcover, 239 Seiten
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PREIS 7,50 Euro ISBN 978-3-948712-27-3
LESEPROBE:
Neulich sah ich eine Postkarte, auf der sinngemäß stand: „Hör auf, dir Sorgen zu machen. 90 Prozent dessen, weshalb wir uns sorgen, tritt sowieso nie ein. Und um die restlichen 10 Prozent kannst du dich kümmern, wenn es dran ist.“
Jemand wie ich, der sehr gut darin ist, sich ständig um alles Sorgen zu machen und grundsätzlich vom Schlimmsten auszugehen, hat da wahrscheinlich eine noch bessere Bilanz. Ich sorge mich so gründlich, dass bei mir höchsten zwei Prozent der erwarteten Katastrophen eintreten, mehr ist wahrscheinlich rein statistisch gar nicht möglich. Andererseits gilt natürlich auch, dass, wenn bei den eintretenden 10 Prozent etwas wirklich ganz Schlimmes dabei ist, es auch keinen Trost bedeutet, dass immerhin die anderen 90 Prozent der Befürchtungen nicht eingetreten sind.
Wer für andere zu sorgen hat, kommt nicht umhin, Vorsorge zu betreiben, auch im kleinen Maßstab. Eine Mutter von mehreren Kindern denkt besser an neue Winterschuhe, bevor es kalt wird. Vielleicht erfüllt sie, wenn alle Stiefel gekauft sind, sogar ein bisschen ein Gefühl wie den reichen Kornbauern im Gleichnis Jesu: „Habe nun Ruhe liebe Seele, du hast einen Vorrat für viele Jahre…“ (Lukas 12,19) – na ja, okay, bis die Kinder nächstes Frühjahr neue Schuhe brauchen und das Ganze von vorne losgeht.
Es wäre zum Beispiel auch sträflicher Leichtsinn zu denken: Ich mach mir keine Sorgen, also mach ich auch keine Vorsorgeuntersuchung. Besser wäre: Mach gewissenhaft alle Vorsorgeuntersuchungen, aber mach dir nicht zu viele Sorgen. Ob man nämlich Vorsorge trifft oder sich im Voraus Sorgen macht, ist der Unterschied, um den es geht. Klar plane ich etwas, aber ob und wie es stattfindet, sehen wir dann eben morgen.
Manche Leute macht das wahnsinnig, weil sie hassen, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert. Ich persönlich beziehe nie das Gästebett mit frischer Bettwäsche, bevor die Gäste nicht gemeldet haben, dass sie wirklich auf dem Weg zu uns sind. Immerhin weiß ich, dass das nicht die beste Strategie ist. Andere resignieren und planen gar nichts mehr, weshalb dann nicht nur vielleicht, sondern ganz sicher nichts stattfindet. Es gibt aber noch eine dritte Möglichkeit, und die hat Jesus gemeint: Plane und bereite vor, soviel an dir liegt. Aber dann lass los und schau, ob der morgige Tag nicht vielleicht doch für das Seine sorgt. Es sorgt übrigens natürlich nicht der Tag, sondern Gott. In jüdischer Redeweise redet man oft so von Gott, ohne ihn direkt zu nennen.
Damit sind wir beim Kern der Sache: Vertrauen. Die Wahrscheinlichkeit, einem Haiangriff zum Opfer zu fallen oder von einer Kokosnuss erschlagen zu werden, ist auch verschwindend gering. Aber wenn du derjenige bist, dem das passiert, bist du trotzdem tot. „Mach dir keine Sorgen, wird schon…“ bringt in solchen Fällen gar nichts.
Das hat Jesus auch nicht gemeint, als er von den Blumen und Vögeln sprach, für die Gott sorgt. Wobei uns ja (weitere wichtige Lektion) mittlerweile zum Glück auch die naive Vorstellung abhanden kommt, man müsse bei irgendetwas „nur der Natur ihren Lauf lassen“. Das hat Jesus auch nicht gemeint. Die Natur an sich bzw. die Schöpfung nach dem Sündenfall beinhaltet auch in für Menschen gefährliche Richtungen mutierende Viren und eine Menge anderer Katastrophen. Blumen blühen und Vögel leben nur so lange, bis die ihnen von Gott gesetzte Lebensspanne erreicht ist. Aber wann die erreicht ist und was sie bis dahin brauchen, das weiß Gott, und dafür sorgt er. Auch bei uns. Nichts, aber auch gar nichts geschieht ohne seinen Willen. Er ist der allmächtige Schöpfer und Erhalter. Wo aber Christen das nicht mehr glauben und verkündigen, wo sie nicht bezeugen, dass Gott „Wolken, Luft und Winden gibt Wege Lauf und Bahn“, da muss man sich nicht wundern, dass das Vertrauen, dass dieser Gott „auch Wege findet, da dein Fuß gehen kann“, schwächer wird.
Gott sitzt eben ganz oder gar nicht „im Regimente“. Aber wer das glaubt und darauf vertraut, dass es so ist, dem kann die Angst nicht das Herz abdrücken. Der ist frei, alles Nötige zu tun für morgen. Denn Gott ist auch morgen da.