Sola-Gratia-Verlag

Buchdeckel

Andrea Grünhagen:

Glaube Hoffnung Liebe

Gedanken zum Kirchenjahr

Der Glaube lebt davon, dass er sich immer wieder neu die großen Taten Gottes in Jesus Christus vor Augen führen lässt. Dies ge­schieht in der Christen­heit seit alters im Zyklus des Kir­chen­jahres, der geprägt ist von den großen Festen Weih­nachten, Ostern und Pfing­sten, ihren Vor­bereitungs­zeiten sowie auch den Folge­tagen. Andrea Grün­hagen ver­öffent­licht in diesem Band 82 Be­trachtun­gen zu aus­gewähl­ten Bibel­texten für alle Sonn‑ und Fest­tage des Kir­chen­jahres. Die pro­mo­vierte Kir­chen­histori­kerin geht darin nicht nur auf die grund­legen­den Aus­sagen des Evan­geliums ein, sondern nimmt auch auf ge­schicht­liche Hinter­grund­informa­tionen sowie Werke christ­licher Kunst und Choral­dichtung Bezug. Dabei ent­deckt sie interes­sante Bot­schaften in schein­baren Neben­sächlich­keiten der biblischen Texte. Zu­gleich spricht die Autorin ihre Leser sehr per­sönlich auf heutige Lebens­erfahrun­gen an. Viele der Texte mün­den in einen di­rekten Denk­anstoß oder regen zu einer kleinen, be­reichern­den Auf­gabe an. Die Be­trachtun­gen eignen sich gut für die per­sön­liche Stille Zeit, für die Haus­andacht und als geist­licher Impuls bei Be­suchen von Mit­christen.

epub E-Book

E-Book (Format EPUB)
hier herunterladen!
KOSTENLOS Verlags-Nummer 042-01-22

mobipocket E-Book

E-Book (Format Mobipocket/Kindle)
hier herunterladen!
KOSTENLOS Verlags-Nummer 042-01-23

pdf E-Book

E-Book (PDF-Datei)
hier öffnen / herunterladen!
KOSTENLOS Verlags-Nummer 042-01-21

Print-Ausgabe

Softcover, 239 Seiten
Bestellungen beim Verlag (s. Kontakt)
PREIS 7,50 Euro ISBN 978-3-948712-27-3

LESEPROBE:

Neulich sah ich eine Post­karte, auf der sinn­gemäß stand: „Hör auf, dir Sorgen zu machen. 90 Prozent dessen, wes­halb wir uns sorgen, tritt so­wieso nie ein. Und um die rest­lichen 10 Prozent kannst du dich küm­mern, wenn es dran ist.“

Jemand wie ich, der sehr gut darin ist, sich ständig um alles Sorgen zu machen und grund­sätz­lich vom Schlimm­sten aus­zugehen, hat da wahr­schein­lich eine noch bessere Bilanz. Ich sorge mich so gründ­lich, dass bei mir höchsten zwei Prozent der er­warteten Kata­strophen ein­treten, mehr ist wahr­schein­lich rein sta­tistisch gar nicht möglich. Anderer­seits gilt natürlich auch, dass, wenn bei den ein­treten­den 10 Prozent etwas wirklich ganz Schlim­mes dabei ist, es auch keinen Trost be­deutet, dass immer­hin die anderen 90 Prozent der Be­fürchtun­gen nicht ein­getreten sind.

Wer für andere zu sorgen hat, kommt nicht umhin, Vor­sorge zu be­treiben, auch im kleinen Maß­stab. Eine Mutter von mehreren Kindern denkt besser an neue Winterschuhe, bevor es kalt wird. Vielleicht er­füllt sie, wenn alle Stiefel gekauft sind, sogar ein bisschen ein Gefühl wie den reichen Kornbauern im Gleichnis Jesu: „Habe nun Ruhe liebe Seele, du hast einen Vorrat für viele Jahre…“ (Lukas 12,19) – na ja, okay, bis die Kinder nächstes Früh­jahr neue Schuhe brau­chen und das Ganze von vorne losgeht.

Es wäre zum Bei­spiel auch sträf­licher Leicht­sinn zu denken: Ich mach mir keine Sorgen, also mach ich auch keine Vor­sorge­untersuchung. Besser wäre: Mach gewissen­haft alle Vorsorge­untersuchun­gen, aber mach dir nicht zu viele Sorgen. Ob man nämlich Vorsorge trifft oder sich im Voraus Sorgen macht, ist der Unter­schied, um den es geht. Klar plane ich etwas, aber ob und wie es statt­findet, sehen wir dann eben morgen.

Manche Leute macht das wahnsinnig, weil sie hassen, wenn etwas Un­vorhergesehenes passiert. Ich persönlich beziehe nie das Gästebett mit frischer Bettwäsche, bevor die Gäste nicht gemeldet haben, dass sie wirk­lich auf dem Weg zu uns sind. Immerhin weiß ich, dass das nicht die beste Strategie ist. Andere resignieren und planen gar nichts mehr, weshalb dann nicht nur vielleicht, sondern ganz sicher nichts statt­findet. Es gibt aber noch eine dritte Möglichkeit, und die hat Jesus gemeint: Plane und bereite vor, soviel an dir liegt. Aber dann lass los und schau, ob der morgige Tag nicht vielleicht doch für das Seine sorgt. Es sorgt übrigens natürlich nicht der Tag, sondern Gott. In jü­di­scher Redeweise redet man oft so von Gott, ohne ihn direkt zu nennen.

Damit sind wir beim Kern der Sache: Vertrauen. Die Wahr­scheinlich­keit, einem Hai­angriff zum Opfer zu fallen oder von einer Kokos­nuss er­schlagen zu werden, ist auch verschwindend gering. Aber wenn du der­jenige bist, dem das passiert, bist du trotzdem tot. „Mach dir keine Sorgen, wird schon…“ bringt in solchen Fällen gar nichts.

Das hat Jesus auch nicht gemeint, als er von den Blumen und Vögeln sprach, für die Gott sorgt. Wobei uns ja (weitere wichtige Lektion) mittler­weile zum Glück auch die naive Vor­stellung abhanden kommt, man müsse bei irgendetwas „nur der Natur ihren Lauf lassen“. Das hat Jesus auch nicht gemeint. Die Natur an sich bzw. die Schöpfung nach dem Sünden­fall be­inhaltet auch in für Menschen gefähr­liche Rich­tun­gen mu­tierende Viren und eine Menge anderer Kata­strophen. Blumen blühen und Vögel leben nur so lange, bis die ihnen von Gott gesetzte Lebens­spanne erreicht ist. Aber wann die erreicht ist und was sie bis dahin brauchen, das weiß Gott, und dafür sorgt er. Auch bei uns. Nichts, aber auch gar nichts geschieht ohne seinen Willen. Er ist der all­mächtige Schöpfer und Erhalter. Wo aber Christen das nicht mehr glauben und ver­kündigen, wo sie nicht bezeugen, dass Gott „Wolken, Luft und Winden gibt Wege Lauf und Bahn“, da muss man sich nicht wundern, dass das Vertrauen, dass dieser Gott „auch Wege findet, da dein Fuß gehen kann“, schwä­cher wird.

Gott sitzt eben ganz oder gar nicht „im Regimente“. Aber wer das glaubt und darauf vertraut, dass es so ist, dem kann die Angst nicht das Herz abdrücken. Der ist frei, alles Nötige zu tun für morgen. Denn Gott ist auch morgen da.